Umzugskartons

Mittwoch, 1. März 2006

[02.01.04]

Huaaaaaaaaaah! Meine kuschelflauschigfaulen Weihnachtsferien sind nun leider vorbei und ich darf mich wieder allmorgendlich in vielenvielenbunten öffentlichen Verkehrsmitteln gen Arbeitsplatz bewegen. Da nun ja just ein neues Jahr angefangen hat, habe ich gestern Abend brav meine abgelaufenen Jahreskarten aus dem Geldbeutel ans Tageslicht gezerrt, entsorgt und die diversen Täschchen und Hüllen mit den neuen, gültigen Exemplaren bestückt. Eine sehr sonderbare Tätigkeit, bei der ich mein Selbst als ungemein vernünftig, erwachsen, das-Leben-im-Griff-habend und gleichzeitig als unsagbar albern, spießig und vergreist empfunden habe. Aber das nur am Rande.

Nunja, However: Heute Morgen stand ich also - ordnungsgemäß mit gültigen Fahrausweisen ausgestattet - im Bus. Neben mir, krampfhaft an einen der baumelnden Haltegriffe geklammert, eine rüstige Seniorin. An der Haltestelle "Rotes Tor", dem tradtionellen Umschlagplatz für Busfahrer und Fahrkartenkontrolleure, huschten zwei Gestalten an uns vorbei und zur Tür hinaus, die aufgrund ihrer Tracht (graue Bundfaltenhose, dunkelblaue Jacke) eindeutig als den genannten Zünften zugehörig zu identifizieren waren. Die Seniorin zu mir: "Des waren Kontrolleure!" Ich: "Die haben aber doch gar nix kontrolliert." Die Seniorin (sehr unpassend gackernd): "Jaaaaaaaa-haha! Die kontrollieren bloß die Jugend! Bei uns wissen die scho, dass wir net schwarz fahren!"

WAAAAAAAAAAAH!!!!! BEI UNS???? Seh ich etwa aus, als ob ich jederzeit, quasi selbst im Schlaf, nach einer gültigen Fahrkarte gefragt eine solche vorweisen könnte?! Bin ich SERIÖS geworden??? Zumindest augenscheinlich? Demnächst werde ich wahrscheinlich auf der Straße von allen möglichen obskuren Institutionen angequatscht, die mich als potenzielles Mitglied zu erkennen glauben! Tupperparties-Schnepfen, HerbaLife-Idioten, Tierschutz-Dingels! CSU-Parteibonzen!!!! Nicht mit mir! Vade retro!!! Merkt euch das!

Zum neuen Jahr (oder vielleicht auch schon etwas länger) gibt es übrigens eine tolle Neuerung bei unserem innig geliebten lokalen ÖPNV. So lange ich denken kann (und das ist schon ziemlich lange) wurde man als Fahrgast in regelmäßigen Abständen von einer leiernden Blech-Frauenstimme mit folgendem Wortlaut behelligt: "Bitte gültigen Fahrausweis beschaffen und selbst entwerten. Nächste Haltestelle...". An diesem Satz hat mich mehrerlei immer sehr irritiert. Zum einen das in diesem Zusammenhang sonderbar unpassend anmutende Verb "beschaffen". Irgendwie musste ich da immer an verwahrlost aussehende Drogenabhängige mit dünnen Spillerbeinchen in komisch-engen Stretchhosen denken, die via Beschaffungskriminalität in den Besitz gültiger Fahrausweise zu gelangen versuchen. Zum anderen die unlogische Abfolge der Fahrkarten-Aggregatszustände "Gültig" und "Entwertet". Meiner laienhaften Sichtweise nach ist eine Fahrkarte erst dann gültig, wenn ich sie abgestempelt - also entwertet - habe. Werde ich nämlich mit einer nicht abgestempelten im Bus erwischt, bin ich ein Schwarzfahrer - und von da ab ist es nicht mehr weit bis zu den Spillerbeinchen und der Beschaffungskriminalität.

Anscheinend war ich nicht die einzige, die diesen Satz irgendwie als murksig empfunden hat, und deswegen gibt es nun - Tusch! - eine neue Bandansage. Sie lautet: "Bitte vergessen Sie nicht, Ihren gültigen Fahrausweis zu entwerten. Nächste Haltestelle..." ICH WERD NOCH WAHNSINNIG!

[28.01.04]

Herzlich willkommen im Huhniversums-Versuchslabor. Hier findet gerade ein spektakulärer Selbstversuch statt: Wie viele Mandarinen kann ein durchschnittliches Huhniversum essen, bis es platzt? Die Versuchsreihe wurde um 12.30 Uhr mit Vernichtung der ersten Mandarine begonnen und endet voraussichtlich JETZT mit Mandarine Nummer 6. Uffz. Ich liiiieeeebe Mandarinen: Sie sehen schnuckelich aus. Sie sind leicht zu schälen. Sie schmecken toll. Und wenn man sie isst, duftet das ganze Büro äußerst mandarinenfrisch. Aromatheraupeutisch gesehen wirkt Mandarinenduft beruhigend und stärkend. Tolle Sache, so eine Mandarine.

Eine tolle Sache ist auch mein Gehirn. Es besitzt nämlich einen Selbstschutzmechanismus: Wird es mit Themen konfrontiert, die es weder verarbeiten kann noch will, schaltet es sich einfach ab. Zack. Ich starre dann ins Leere, nicke gelegentlich wissend und verstehend und habe tatsächlich nicht die geringste Ahnung, wovon gerade die Rede ist. Ich glaube, das sind die einzigen Momente, in denen ich wirklich rein gar NICHTS denke. Viele viele Meetings habe ich so schon überstanden.

Gestern Abend im Zug jedoch hat dieser Selbstschutzmechanismus irgendwie nicht funktioniert. Zunehmend fasziniert war ich gezwungen, den Äußerungen eines mir direkt gegenüber platzierten Anzugmännleins zu lauschen. Das Anzugmännlein hatte seine Öhrchen mit dem Headset seines Handys verstoppelt und sprach relativ leise aber sehr eindringlich in den kleinen schwarzen Hineinsprechknöbbel. Das Anzugmännlein sagte Dinge wie: "Ja, genau. Der Goodwill ist vom Stepup", "Da wurde die latente Steuer falsch angesetzt" "Die Maschinen für 100 Millionen sind ja für Schwedt, da greifen andere Abschreibungsmodelle". Huah, schauder. Latente Steuer! Ob das wohl eine Krankheit ist? Und wenn die erst mal ausbricht, diese latente Steuer! Das wird alles noch ganz schlimm enden... wahrscheinlich mit einer Pandemie.

Das Wort "Pandemie" habe ich erst heute meinem aktiven Wortschatz hinzugeführt. Es bedeutet: die Ausbreitung einer Infektionskrankheit über Länder und Kontinente hinweg.

[29.01.04] - Wichtige Nachricht für Dr. Murphy-Leser!

Jüngere Menschen werden das vielleicht nicht mehr wissen, aber früher, als man noch kein Internet hatte, las man so genannte „Zeitungen“. Bei uns zu Hause hieß „die Zeitung“ Augsburger Allgemeine und wurde im Morgengrauen von einer geheimnisvollen Kraft, die sich einmal im Jahr - kurz vor Weihnachten - in Form einer mit “Ihre Zeitungsfrau“ unterzeichneten Karte manifestierte, zwischen die Stäbe des Treppengeländers im Erdgeschoß gesteckt. Dort wurde „die Zeitung“ von den zum Hause gehörenden Frühaufstehern, den Herren Klemm und Rautenberg, abgeholt und und auf deren Rückweg in die von ihnen bewohnten oberen Stockwerke von unserer Tür abgelegt. Nein, falsch - sie wurde wiederum zwischen die Streben des Treppengeländers gesteckt, diesmal aber in den direkt vor unserer Wohnungstür befindlichen Geländerabschnitt. Denn, so wurde mir erklärt, eine auf dem schmutzigen Fußabstreifer abgelegte Zeitung sei nicht Frühstückskompatibel, Schmutz und böse Krankheitserreger könnten auf diesem Wege aufs Marmeladebrot gelangen. Pfuibah, das möchte man ja nicht.

Während des Frühstücks wurde „die Zeitung“ folgendermaßen aufgeteilt: Mami erhielt den Lokalteil, Papi behielt den Rest. Das Kind, also ich, bekam die Zeitung erst, wenn Papi sein Frühstück beendet und sich ins Bad zurückgezogen hatte. Das allertollste an einer lokal ausgerichteten Tageszeitung, das ist bis heute so geblieben, sind die Anzeigenteile mit privaten Kleinanzeigen. „Leute sperrt die Kinder ein, die Sabrina aus Aystetten hat jetzt den Führerschein! Es gratulieren Onkel Helmuth und Tante Hannelore aus dem Bärenkeller“. Oder: „Für die zahlreichen Glückwünsche anlässlich meines 85. Geburtstags bedanke ich mich ganz herzlich. Besonderer Dank an Herrn Sparkassendirektor Geldsack und Hochwürden Erbschleicher für ihre bewegenden Reden. Chreszenz Brunzbichler.“ Oder: „Ja Leute, es ist wirklich wahr: Der Xaver wird heut 70 Jahr! Es gratulieren deine Spezln Rudi, Franz und Erwin“.

Und dann gab es da noch Anzeigen, deren Anblick mir jedesmal ein wohliges Schaudern verursachte. Sehr faszinierend, weil geheimnisvoll: „Wichtige Nachricht für Dr. Murphy-Leser! 0821/XXXXXXX“. Zu und zu gerne hätte ich da mal angerufen, um die wichtige Neuigkeit zu erfahren. Aber ich kannte ja keinen Dr. Murphy. Heute sehen diese Anzeigen wahrscheinlich so aus:

Wichtige Nachricht für Dr. Murphy-Leser!
0190/XXXXXXX (3,79 EUR/Minute)

[06.02.04] - Platz für Ihre Notizen

Mein Wunschtod ist es seit geraumer Zeit, in hohem Alter - also mit 84 oder so - betrunken vom Barhocker zu kippen und mir das Genick zu brechen. Toll fände ich auch, wenn ich dann auf dem Kneipenfriedhof begraben werden könnte. In England gibts das, wie ich dieser Tage der Rubrik "Vermischtes" entnehmen konnte. Da hat ein Wirt ein an seinen Pub grenzendes Grundstück erworben und will es jetzt als Stammgast-Friedhof nutzen. Die Idee gefällt mir sehr gut. Leider ist in Deutschland die Stammkneipenkultur ja so gut wie ausgestorben. Vom "Konzept des lebenslangen Lernens" hört man hin und wieder was, das Konzept des "lebenslangen an der gleichen Theke Sitzens" hingegen ist wenig verbreitet. Die Jugend heutzutage rennt überrall hin, wo's hip zu sein verspricht und wo es doofe bunte Getränke zu kaufen gibt. Ich brauche keine doofen bunten Getränke, ich brauche menschliche Wärme und ein familiäres Umfeld. Ich liebe es, auf gut Glück in die Kneipe zu schneien und zu schauen, wer noch da ist oder noch auftauchen könnte. Ich liebe es, wenn ich mit den Worten "ooooch, hast du JETZT ERST Feierabend?!" und einem kühlen Commerzienrat begrüßt werde. Kein Wunder, dass es mit Deutschland immer mehr bergab geht, wenn die Leute keine Stammkneipe mehr haben.

Was ich auch noch liebe: Pfefferminz. Denn Pfefferminz, didudeldei, macht die trübste Birne frei! Das Angebot auf dem Pfefferminzmarkt hierzulande ist ja recht breit gefächert. Trotzdem gibt es wenig, was meinen hohen Ansprüchen an Minzigkeit und sonstige Beschaffenheit genügt. VIVIL-Bonbons zum Beispiel sind recht ansprechend minzig, werden aber in fortgeschrittenem Ablutsch-Zustand unangehm scharfkantig. Zudem gefällt mir ihre Konsistenz nicht. Früher gab es noch eine andere Marke (grübelgrübel, wie hieß die nur?) mit Pfefferminzbonbons in blauen Rollen. Die waren super, alldieweil in coolem, behäbigem Spülmaschinen-Tab-Format. Und sie waren nicht so hart, sondern irgendwie zerkrümelbar. Das ist genau die Konsistenz, die ein Pfefferminzbonbon besitzen muss. Leider bin ich derart konditioniert, dass ich jetzt immer aus Versehen die widerlichen zuckerfreien VIVILs kaufe, nur weil die auch in einer blauen Rolle daherkommen.

Ganz nett sind die klassischen Apotheker Minzplätzchen in ihren kleinen Rascheltütchen. Allerdings schmecken die heute auch anders als früher. Fisherman's Friend geht gar nicht Was soll das denn sein? Ich möchte zwar Pfefferminz lutschen, aber dennoch irgendwann später am Tag noch was anderes schmecken. Geht nicht, wenn einem die Geschmacksknospen von FFs verätzt wurden. Ziemlich lecker sind SMINT Spearmint. Die Dinger sind aber derart klein, dass sie man nicht richtig belutschen kann. Und die Verpackung, dieser Plastikbunker, ist auch komplett daneben. Ganz und gar sonderbar sind übrigens diese Minzpapierchen, die sich binnen Sekunden auflösen sollen. Die einzigen für einen ernstzunehmenden Minzliebhaber in Frage kommenden Minzbonbons sind Altoids. Leider sind die wiederum keineswegs leicht zu finden - und mein Vorrat geht zur bedenklich zur Neige. Als ich heute bezüglich einer Nachschubbestellmöglichkeit im Netz recherchiert habe, bin ich zudem auf höchst beunruhigende Seiten zum Thema "Altoid-Blowjob" gestoßen. Ja, das ist wohl schon genau das, wonach es klingt.

[11.03.04] - Nr. 17 lebt

Herrn ethans neu entdeckte Vorliebe (oder kann man das schon Fetisch nennen? *g*) für das Wort "Ohrwaschln" ließ vorgestern mal wieder ein Erinnerungs-Gärungs-Bläschen aus dem Sumpf meiner Kindheitserinnerungen aufsteigen. Die Erinnerung stammt, wenn ich nicht irre, aus meinem 3. Grundschuljahr. Damals besuchten wir im Rahmen der "Verkehrserziehung" den besonders liebevoll gestalteten (70er Jahre: Beton, was sonst?), so genannten Verkehrsübungsplatz. Dortselbst waren wir angehalten, unter der Aufsicht echter (und wahrscheinlich ausrangierter oder sonstwie für den regulären Polizeidienst ungeeigneter) Verkehrspolizisten auf unseren Klapprädern durch wüste Parcours zu schlingern und "Verkehr" zu üben. Bei erfolgreich absolvierter Endabnahme winkten die sehr begehrten Grünen Verkehrswacht-Wimpel zum "Hinten-am-Gepäckträger-Dranmachen".

"Unser" Polizist hieß Herr Ebner und war auch so: Ein zumindest aus damaliger Huhniversums-Perspektive angsteinflößend riesenhaftes, silberhaariges Polizistengebirge mit ungemein dröhnender Stimme. Mann, was hatten wir Schiss!

Zur besseren Übersicht über das Verkehrsgeschehen bestieg Herr Ebner stets eine Art Hochstand. Wir, die Verkehrsteilnehmer, erhielten zur leichteren Identifikation Stofflappen mit Nummern drauf zum Umhängen - von Herrn Ebner recht humorig "Nummernschilder" genannt ("So, jetzad nehmts eich die Nummernschuilda und nachad packmas!"). Ich, seltsamerweise erinnere ich mich daran geradezu überdeutlich, war Nummer 17.

Während wir also unten rotbackig-eifrig über den Übungsplatz eierten, dröhnte stets Herrn Ebners Stimme - durch ein listenreich platziertes Lautsprechersystem bis ins schier Unerträgliche verstärkt - über uns hinweg: "Nummer 8, rechts halten! Kreizbirnbaum, rechts hob i gsogt! Rechts is do, wo dr Daumen links is!". Oder: "Nummer Elf, du Blindschleich'! Des war a Stopschild! STOPSCHILD!!!!" Oder, und damit komme ich zum Wortfetisch des Herrn ethan: "Nummr 17, scho' wieder Vorfahrt missachtet! No oamoi, und i häng' di mit die Ohrwaschln am Vorfahrtsschuild auf!"

Dass es dazu dann doch nicht kam verdanke ich wohl dem beherzten Eingreifen unserer butterweichen Lehrerin, die die pädagogischen Finessen der Herren Ebner und Co. nicht zu würdigen wusste und selbige empört um Mäßigung ersuchte. So einen grünen Wimpel allerdings habe ich nicht bekommen. Kein Wunder, dass ich heute mit 34 immer noch nicht den Mumm aufbringe, in die Fahrschule zu gehen.

[02.04.04] - Hinein ins Weekend-Feeling!

Ein wesentlicher Bestandteil der Wochenendvorfreude ist für mich, Freitags in der Mittagspause einen tollen Einkaufszettel zu schreiben. Diesen verliere ich dann zwar meist zwischen den meinen Schreibtisch bevölkernden Zettelhäufen aus den Augen und vergesse ihn (weswegen ich dann Samstags beim Frühstückskaffee nochmal einen neuen schreibe), aber das verdoppelt die Vorfreude ja nur.

Ich finde Einkaufszettel ganz toll. Wenn ich irgendwo einen rumliegen sehe, muss ich immer neugierig draufspickeln: "Was kauft denn der oder die?" Halbfettkäse, Lätta, Fleischwurst... pfff, langweilig! Tonic Water, Eiswürfelbeutel, Chips, Kondome... schon interessanter. Besonders gern aber mag ich solche Exemplare, bei denen die zu erwerbenden Artikel ein wenig individuell benannt sind. Zum Beispiel fand ich beim Tengelmann vor Jahren eine riesige Liste (eher schon ein Einkaufsposter), auf der in Krikelkrakel-Kinderschrift unter anderem "Marsmenchen-Jokurt" aufgeführt war. Was mag das nur sein, so ein "Marsmenchen-Jokurt!??? Klingt jedenfalls toll und vielversprechend.

Die Einkaufszettel meiner Mitbewohnerin mag ich auch sehr: "Catfood. Tomatenspratz. ReisMaisScheiß. Arschpapier. Schoklaaaaaaaaaaad!!!!" I love it!

[29.04.04] - Beobachtung:

Wenn man in einem gut besuchten Supermarkt kurz vor 20 Uhr direkt an der Kasse ein 500 ml-Glas "Barilla Sauce Arrabiata" fallen lässt, und die Kasserierin dann, während man selbst sanft errötet die nicht zu Bruch gegangenen Einkäufe auf das Band und wieder vom Band räumt, jedem ins Einzugsgebiet der Kasse geratenden Kunden begeistert "Voooorsicht, die Dame hat da was fallen lassen! Niiicht reintreten!" entgegenkräht und die so angesprochenen Kunden erst einen selbst und dann die unappetitlich auf den Boden gespratzte Tomatensauce mit einem angewiderten Blick taxieren und solcherart "iiiiiih!" sagen, dass man sich wirklich wünscht, es wäre damit die Tomatensauce gemeint, dann kriegt man den Geruch dieser Sauce nicht so richtig schnell aus der Nase.

[26.05.04] - Unsichtbar

Weiß gar nicht, wieso ich diesen Text hier reinschreibe, denn man wird ihn sowieso nicht lesen können. Ich bin nämlich derzeit in einer Unsichtbarkeitsphase. Eine Unsichtbarkeitsphase zeichnet sich dadurch aus, dass man schlichtweg nicht wahrgenommen wird - was man auch tut. Man steht an irgendeiner Kasse in der Schlange und Leute stellen sich vor einen. Man versucht in einer Kneipe etwas zu bestellen und schafft es nicht, Kontakt zum Personal aufzunehmen. Man schreibt e-mails, SMSe oder Weblogeinträge, die offensichtlich für niemanden sichtbar sind, denn man bekommt keine Antworten. Sogar Zettel, die man schreibt und mitten auf den Küchentisch legt (BITTE KLOPAPIER KAUFEN!!!) werden von der Unsichtbarkeit infiziert. Die Unsichtbarkeitsphase - ein Phänomen, dessen Erforschung Nobelpreis-Potenzial hätte, wenn nicht die Gefahr bestünde, dass die Forschungsergebnisse auch irgendwie unsichtbar wären. Ob es wohl anderen Leuten auch manchmal so geht? Ich werde es nie erfahren, denn die Frage ist ja auch unsichtbar...

[10.09.04] - Enge Sessel

Der nachfolgende Text stammt, wie ich dem Menü Datei > Eigenschaften > Allgemein entnehme, vom Mittwoch, 16. April 2003 16:54:53. Ich fand ihn eben beim Stöbern in der Untiefen meiner Festplatte. Ich stell ihn jetzt hier rein, weil es die Harald Schnidt Show nicht mehr, gibt, dafür aber die Sommerpause von Wer wird Millionär zuende ist. Und weil ich enge Sessel immer noch ganz schrecklich finde.

Mist, Obermist, Bockmist. Schon wieder eingeschlafen. Weiß der Himmel warum, aber ich schlafe grundsätzlich bei der Harald Schmidt Show vor dem Auftritt des Talkgastes ein. Diesmal wollte ich doch unbedingt sehen, ob und wie Ottfried Fischer in diesen monströs hässlichen grauen Ledersessel passt, den ein SAT1-Ausstatter im Sperrmüll eines in einem Gewerbegebiet angesiedelten Swinger-Clubs entdeckt haben muss. Ich selbst frage mich nämlich schon seit langem, ob ich in diesen Harald-Schmidt-Gästesessel passen würde, oder ob er zu eng für mich wäre. "Enge Sessel" sind ein Thema, mit dem sich dicke Menschen notgedrungen hin und wieder beschäftigen. Zur Begriffsdefinition: Ein "enger Sessel" ist ein mit Armlehnen ausgestattes Sitzmöbel, das dem dicken Menschen, so er darin Platz nehmen muss, Unbehagen bereitet. Oft sieht man dicke Menschen auf der Vorderkante eines solchen engen Sessels balancieren, weil die zur Verfügung stehende Sitzfläche einfach nicht ausreicht. Wer sich jemals in einem mit diesen unseligen Stahlrohr-Gebilden bestuhlten Straßencafe aufgehalten hat und am nächsten Morgen farbenprächtige Quetschungen an den Außenseiten seiner Oberschenkel bewundern konnte, wird mich verstehen. Enge Sessel gibt es auch in ICEs, in Wartezimmern und Büros. Wenn ich einen engen Sessel sehe, stelle ich mir unweigerlich vor, welche Qualen er mir bereiten würde.

Immer wieder beschäftigt mich auch die Frage, ob es mir gelingen könnte, auf dem "Wer wird Millionär"-Kandidaten-Stuhl Platz zu nehmen, ohne dabei jeglicher Würde verlustig zu gehen. Meine ganz persönliche Fantasie ist eine sehr bildhafte. Deshalb erscheinen immer garstige Bilder vor meinem geistigen Auge, wenn Jauchs Kandidaten sich mehr oder weniger elegant in dieses Sitzmöbel schwingen. Ich sehe dann – vor meinem geistigen Auge, wie gesagt – wie ich, im gleißenden Scheinwerferlicht erbärmlich schwitzend vergeblich versuche, den Stuhl zu erklimmen. Das Publikum johlt. Jauch nippt am Wasserglas und betrachtet eingehend seine Fingernägel. Diese Vision nimmt mich so gefangen, dass ich frühestens bei der 200 Euro-Frage wieder zu mir komme. Deswegen weiß ich auch nie, was die Kandidaten beruflich machen und wen sie ins Studio mitgebracht haben.

P.S. Mein lieber Freund Stefan, der heute übrigens Geburtstag hat - da sag nochmal einer, sowas sei ein Zufall - hat mir übrigens lange nach dem Entstehen des Textes mitgeteilt, dass a) Ottfried Fischer bei Harald einen anderen Sessel bekommen hat und dass b) auch bei Günther Jauch gelegentlich eine XXL-Sessel-Version zum Version kommt. Was ich doch für tolle Freunde habe! :-)

[06.10.04] - Doofdeutsch für den Arbeitsalltag, Lektion 1

zeitnah
Vermutliche Bedeutung: Schnell, unverzüglich, mach hinne
Beispielsätze: "Ich bitte um Feedback, möglichst zeitnah." "Eine zeitnahe Umsetzung scheint erstrebenswert."
Angemessene Replik: "Du kannst mich mal zeitnah am Allerwertesten..."

Ganz bei jmd. sein
Vermutliche Bedeutung: Zustimmen, konform gehen, in den Arsch kriechen
Beispielsätze: "Da bin ich ganz bei Ihnen." "Herr D. stellte ja die These auf - und da bin ich ganz bei ihm - ...."
Angemessene Replik: "Geh wo du wohnst."

abfrühstücken
Vermutliche Bedeutung: Erledigen (mit möglichst wenig Aufwand)
Beispielsätze: "Lassen Sie uns das Thema mal eben abfrühstücken." "Was Sie sich da vorstellen ist viel zu aufwändig, die Anforderungen kann man auch anders abfrühstücken."
Angemessene Replik: "Mahlzeit!"

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