Mittwoch, 22. März 2006

Der neue alte Heimatbegriff

Ich möchte mich ja nun offenbar doch in der Wissenschaft rumtreiben. Da kann es durchaus sein, dass ich mal zeitweilig oder für immer im Ausland lande. Also habe ich durchaus drüber nachgedacht, wann ich die dortige Staatsbürgerschaft annehmen würde und warum.

Eigentlich gibt's da für mich nur zwei Gründe: Ich möchte, wenn ich Steuern zahle, gern mitbestimmen, wofür die verwendet werden. Und ich möchte die Lokalpolitik da mitbestimmen, wo ich wohne (aktuell darf ich das nicht, weil ich hier in BW noch nicht lange genug wohne. Und bei der nächsten Landtagswahl wohne ich wohl nicht mehr hier. Grummel.). Das Fazit daraus ist, dass ich die deutsche Saatsbürgerschaft abgeben würde, wenn ich eine feste Stelle im Ausland hätte.

So eine Motivation ist nicht die, die in den hessischen und baden-württembergischen Fragebögen abgefragt wird. Da wird danach gefragt, ob man eine heimatliche Verbundenheit zum Land teilt (Flüsse und Mittelgebirge), ob man willkürlich ausgewählte Werte teilt, und ob man im deutschen Schulunterricht, wenn es den heute gäbe wie vor 50 Jahren, aufgepasst hat (Kreidefelsen auf Rügen, deutsche Philosophen). Abgesehen davon, dass die hessischen Fragen bildungsbürgerlicher Scheißdreck sind, ist der Heimatbegriff sehr seltsam. Es ist, als müsste man eine besondere Beziehung zu Deutschland haben, um eingebürgert zu werden; als sei ginge es um etwas, das tiefer geht als politische Mitbestimmung.

Dieser Heimatbegriff ist überholt. Heute muss ich mich nicht mehr da "zu Hause" fühlen, wo ich arbeite. "Zu Hause" muss nichtmal ein geographischer Ort sein; oder es können viele geographische Orte sein.

Wie seltsam, dass in einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen diese Trennung zwischen Heimat und Wohnort erleben, soviel Wert auf das Zusammenfallen gelegt wird.

Verdammt, vor sechs Jahren habe ich über so eine Kramzeug Klausuren geschrieben. Wenn ich mir das in zwei Stunden überlegen kann, kann es nicht schwierig sein.

Schachtelhalm und der "sense of wonder"

Ich glaube, das Gefühl, dass die Welt viel größer und schöner ist, als ich mir vorstellen kann, hatte ich zum ersten Mal an einem sonnigen Tag im Wald, als ich mit Schachtelhalm spielte.

Mein Vater zeigte mir die Pflanzen und ließ mich herausfinden, wie man sie auseinanderziehen kann, wie sie gewachsen waren. Ich spielte. Und er erzählte mir, das es früher einmal Schachtelhalme gegeben hatte, die viel größer waren. Dass die Erde damals anders ausgesehen hatte, mit wärmerem Wetter und anderen Tieren. Mit den Zahlen, die er nannte, konnte ich nichts anfangen. Es war zu lange her. Aber Schachtelhalme gab es noch immer, und Farne gab es noch immer, sie hatten sich nur verändert.

Die Welt war für mich unendlich viel älter geworden, als ich gedacht hatte. Aber ich war mit dieser Vergangenheit verbunden; denn früher einmal hatte vielleicht auch ein junges Tier mit Schachtelhalm gespielt, an einem sonnigen Tag.

Noch mehr Paralleluniversen

Warum habe ich auf diese Geschichte eigentlich mit "was für ein Arschloch" reagiert? Der beschriebene junge Mann ist doch offensichtlich sensibel, das Erlebnis verfolgt ihn, er macht sich Gedankenund ist generell sympathisch beschrieben. Warum finde ich ihn trotzdem unsympathisch?

Vielleicht, weil er den Punkt nicht sieht. Nämlich, dass die drei Jungs von der Beratungsfirma sehr wohl mitverantwortlich dafür sind, wenn da Leute ihre Jobs verlieren. Eben weil die Entscheidungen anregen. Und dass man mit den Ergebnisse konfrontiert werden kann: Nicht nur, dass es der Firma besser geht, die Aktie steigt, sondern auch, dass es 150 Menschen gibt, die zurecht wütend sind. Wütend, weil die Beratungsfirma ihnen nicht helfen konnte; wütend, weil sie es aller Wahrscheinlichkeit nichtmal versucht haben. Und ja, sicher auch wütend, weil da Leute aus einem Paralleluniversum kommen, wo Hochdeutsch gesprochen wird und junge Menschen über das Leben von Leuten, die ihre Eltern sein könnten, mitentscheiden dürfen.

Na klar ist das unangenehm. Und ich verstehe die Bestürzung, die Demütigung des jungen Mannes. Aber er übernimmt die Verantwortung nicht, und das wirkt dann doch ein wenig weinerlich.

Wirklich verblüfft an dem Beitrag hat mich aber das Paralleluniversum, in dem offensichtlich einige der Kommentatoren leben. Mal hier Consultant sein, mal da, und abspringen, wenns schlecht aussieht: Das geht nun wirklich nur für wenige Leute mit guter Ausbildung. Klar, für Unternehmensberatung muss man nicht BWL studiert haben. Aber kommt man wirklich auch mit Realschulabschluss und zwei Jahren vergeblicher Ausbildungsplatzsuche rein? Und arbeitet man Jahrzehnte am Fließband, weil einem die Firma und die Arbeit so gut gefällt? Wohl eher, um überhaupt Geld ranzuschaffen und weil anderswo Perspektiven fehlen.

All das bestätigt meine Ansicht, das die Reichen und Gebildeten eine Parallelgesellschaft bilden. Es macht mir Spaß, in Blogs davon zu lesen, wie Kunstfiguren davon erzählen. Aber wenn sie sich in die Realitäten anderer Leute einmischen, wird's oft unangenehm.

Dienstag, 14. März 2006

Die Jugend von heute

oder: Some things never change

Neulich zum ersten Mal seit sicher zehn Jahren wieder auf der Eisbahn gewesen. Hat Spaß gemacht und ich hatte einen netten Begleiter, aber vor allem war es interessant, die massenhaft vorhandenen Jugendlichen zu beobachten.

Zwei Dinge haben sich verändert, seit ich in dem Alter war. Erstens trägt niemand mehr Levi's Jeans. Vor zehn Jahren hatte die in meiner Klasse jeder, der was auf sich hielt und nicht ausgewiesener Alternativer war (in diesem Fall trug man Cordhosen mit Schlag). Und zweitens achten die Jungs heute definitiv mehr auf ihr Äußeres. Damals gab es vielleicht die zwei Coolen, deren Klamotten nicht die Mutter kaufte, heute sind sie in der Mehrheit.

Aber am interessantesten war, dass sich so viel nicht verändert hat. Es gibt immer noch die schwarzgekleideten, langhaarigen Jungs mit Pickeln, es gibt immer noch die vierzehnjährigen Schönheiten, die nicht wissen, das sie welche sind und die dreizehnjährigen Tussis, die denken, sie wären welche. Noch immer sind Leute mit Trainingsjacken ihrer Sportvereine unterwegs. Und noch immer gibt es leicht übergewichtige1 Mädchen mit Ärzte-T-Shirt und zerfransten Jeans, die mit lieben Sprüchen und "Nirvana" beschriftet sind.

Die Sozialstrukturen ändern sich wohl auch nicht, aber die kann man schlecht beobachten, wenn man nur einzelne Cliquen sieht -- die sind ja meist aus Leuten mit ähnlichem Sozialstatus zusammengesetzt. Innerhalb der Cliquen erkennt man trotzdem auf einen Blick, wer welchen Rang hat2. Aber ich könnte z.B. nicht sagen, wer in seiner Schulklasse Außenseiter ist.

Es war ungeheuer spannend, all das zu beobachten, besonders, weil ich meine zwar Schulzeit als Schulhofanthropologin verbracht habe , aber die Ergebnisse meiner Beobachtungen heute irrelevant für mein Leben sind, während sie damals wichtig, notwendig, waren, um im Klassenverband zurechtzukommen.

Aber es verblüfft mich schon, wie sehr sich die Dinge gleich bleiben. Ich muss wohl in zehn Jahren nochmal Eislaufen gehen...


1Es ist empirisch gut bestätigt, aber immer noch rätselhaft, warum alternative Jungs tendenziell spindeldürr und alternative Mädchen tendenziell mollig sind. Ich schätze, wenn man das verstehen kann, kommt man der Weltformel näher...
2Dieses Gefühl für sozialen Status haben wohl alle Menschen; erklären kann ich es trotzdem nicht. In einem späteren Leben muss ich wirklich noch Psychologie studieren, um solche Sachen rauszufinden.

Sechs Festkörpertheoretiker retten Deutschland

... beim Kaffeetrinken auf dem Dach. Und nur so kann Deutschland erstarken:

Rentner in Laufrädern sollten zur Stromerzeugung verwendet werden; um diese Maßahme populär zu machen, werden die verpfichtenden fünf sozialen Jahre eingeführt. Diese sind für Rentner verpflichtend, denn die haben viel Zeit und bekommen sonst nur Depressionen von der Langeweile; und fürs soziale Lernen ist man ohnehin nie zu alt.

Das Kernstück werden jedoch territoriale Umgestaltungen sein: Bayern wird verkauft (an die Israelis, wenn die gut zahlen), dafür Sansibar zurückgekauft. Insgesamt sollte eine Wahlkampagne, die mit Plakaten Wer nicht spurt, wird verkauft! wirbt, ein voller Erfolg werden.

Kleine Freuden

Um drei Uhr nachts, nach zwei Stunden Schlaf, aufachen: Unschön.
Dann drei Stunden lang nicht einschlafen können, es aufgeben und arbeiten gehen: Auch unschön.
Dem Betreuer, der sich sonst über mich lustig macht, weil ich kein Frühaufsteher bin, um sieben einen Zettel zu schreiben, er möge vorbeikommen, wenn er da ist: Un-be-zahl-bar. Sein Gesichtsausdruck, als er um halb neun vorbeikam, war die Aktion fast wert :)

Wenn jetzt noch mein Programm laufen würde...

Montag, 13. März 2006

Demokratie und Kommunikation

Könnte es einen Zusammenhang geben zwischen der Entwicklung der Demokratie und Entwicklung von schnellen Kommunikationsmitteln wie Radio und Telefon? Zeitlich passt es.

Und wenn man solche Kommunikationsmittel nicht hat, dann sind große Teile eimnes Landes sehr weit von ihrer Regierung entfernt, haben keine Möglichkeit sich zeitnah zu beschweren und bekommen von Entscheidungen der Regierung nicht viel mit; eventuell basieren die Entscheidungen der Regierung auch auf unkorrekten Informationen und sind daher schlecht. Dadurch ist es schwer, Vertrauen in die Regierung zu haben, und umgekehrt ist natürlich auch das regieren schwer.

In Demokratien ist es schwieriger, Vertrauen in Regierungen zu erzeugen, weil diese nur kurz bestehen, viel streiten, unterschiedliche Interessen vertreten müssen und es nie schaffen, es allen Recht zu machen, obwohl das das Ziel ist. Vor allem wollen demokratische Regierungen keine absolute Loyalität; das würde der Vorstellung der mündigen Bürger zuwiderlaufen. Aber ohne einen starken Herrscher, der Loyalität erzwingen kann, wird es für eine weit entfernte Regierung sehr schwer sein, ihre Arbeit zu machen.

Vieleicht gab es auch darum erst so spät Demokratien außerhalb von kleinen Stadtstaaten. Vielleicht ist auch darum Demokratie in Drittweltländern so schwer zu verankern.

Ein Gegenbeispiel gibt es ja: Die USA. Dort hat die Demokratie trotz miserabler Kommunikationsmittel überlebt. Das die Regierung dort trotzdem mit Mißtrauen beäugt wird, könnte daran liegen, das der Informationsfluß dort auch heute noch schlecht ist (viele Lokalnachrichten, wenig Überregionales oder gar Internationales!)...

Freitag, 10. März 2006

Dresden

Ich bin irritiert.

Weil ich dieses Jahr gleich zweimal in Dresden ein paar Stunden neben einen Poster stehen und dann mit Physikern saufen auf Konferenzen sein werde, ist für mich "Dresden" mit "Konferenz" synonym. Das andere Leute dabei an Bombenangriffe bzw. Filme darüber denken, verwirrt.

Weil ich immer denke, ach, der schreibt über Dresden, ob er auch hinfährt? Und mich dann dran erinnere, was für Nischenereignisse wissenschaftliche Konferenzen sind.

Wobei, damals, in der guten alten Zeit, gab es ja sogar ein Woodstock of physics. Ich habe aber keine Ahnung, wie das "von außen" gewirkt hat. Wahrscheinlich gar nicht, in Dresden weiß die Bevölkerung ja auch nur, das da wieder mal haufenweise komische Leute einfallen.

Und dann war da noch...

... der Typ, der beschlossen hat, dass nicht nur er, sondern auch seine Mitarbeiter nur noch in der Zeitschrift Physical Review Letters1 veröffentlichen sollten.

Genialer Plan.

1 Physical Review Letters, auch liebevoll PRL genannt, ist eine relativ hochangesehene Zeitschrift. Otto Normaldoktorand kann da schon veröffentlichen (anders als z.B. bei Science). Aber wenn man gerne Fußball spielt, hört man ja nicht auf zu kicken, bloß weils beim Zweitligaverein nicht klappt...

Mittwoch, 8. März 2006

Serenity

(eigentlich ein blöder Name für ein Raumschiff. Then again, wenn man nach dem Motto "ich bin ein Blatt im Wind" fliegt...)

Mein Fall war der Film nicht unbedingt. Seeeeeehr Star-Wars-inspiriert: Die Outfits, die schrottigen Raumschiffe einer- und die klinisch saubere Allianz andererseits, die Wüstenplaneten, die Schmuggler, und ein Kampf am Abgrund, bei dem wenigstens einer der Kämpfer ein Schwert hat, geht halt eigentlich auch nicht mehr. Und dieser Frontier Spririt ist nicht unbedingt mein Fall, und sie haben effizient verschwiegen, was Inara beruflich macht (dabei fand ich das in der Serie toll!) -- die hätte auch in einem Kloster sein können. Das Universum ist auch irgendwie... seltsam. Das ist alles ein Planetensystem? Mit 10+ bewohnbaren Planeten und Monden? Und einem Ionennebel? Ich weiss nicht...

Eins rult jedoch, rult wie schon in der Serie. Kaylee. Alle anderen Figuren sind mehr oder weniger klischeebeladen (der ehrenhafte Verbrecher, die rauhbeinige Kämpferin, der Waffenfreak, der geniale Pilot, der verwöhnte Milchbubi, das übersinnlich begabte Mädchen, der Prediger-Kämpfer und die Hure mit Herz -- lustig ist nur, dass man all diese Rollenspielklischees üblicherweise nicht in einer Crew finet, sondern nur ein paar von ihnen!), aber Kaylee nicht. Sie ist gleichzeitig brillante Ingenieurin und leidenschaftliche, schöne Frau, und das wird nicht als Widerspruch gesehen. Phantastisch. Sonst gab es das nur bei Jadzia Dax, und die war mal ein Mann.

Kaylee hat Vorbildfunktion. Solche Frauenbilder gibt es in der SF noch viel zu wenig.

Dienstag, 7. März 2006

Deutscher werden

Da meine Vorfahren offenbar alle wenigstens in ehemals deutschen Landstrichen lebten, habe ich die deutsche Staatsbürgerschaft. Aber in den Zeiten des neuen Patriotismus reicht mir das natürlich nicht. Ich will wissen, ob ich auch rechtmäßig Deutsche werden dürfte. Ich will einen amtlichen Stempfel für meine Gesinnungstreue, jawoll!

Und hier in BW gibts einen einfachen Fragebogen, mit dem man das rausfinden kann. Na dann.
  1. Zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehe ich. Ich möchte anmerken, dass ich nicht dazu stehe, dass die Bundeswehr Fußballspiele schützt, ja? Ich finde das Grundgesetz nämlich ok...
  2. Ging das erste Zitat nicht anders? So mit "...die beste, die wir bisher ausprobiert haben"? Dem könnte ich mehr zustimmen. Man weiss ja nie, vielleicht hat doch mal jemand ne bessere Idee. Aber besser als andere aktuelle Regierungsformen ist Demokratie sicher. Von wem ist denn der hirnverbrannte Schwachfug im zweiten Zitat? Muss wohl jemand sein, dem es egal ist, dass heute Arbeiter politischen Einfluss auf ihre Arbeitsbedingungen haben etc...
  3. Die Frage ist ja genial vorausschauend! Natürlich darf sich jeder gegen Verletzung seinen Glaubens wehren mit den Mitteln der Satire (wenn ers schafft), der Beschwerde, des Boykotts, der öffentlichen Auseinandersetzung (Artikel, Bücher, Podiumsdiskussion). Gewalt ist auszuschließen.
  4. Ich halte Kritik an Religion nicht nur für zulässig, sondern für notwendig in einer zivilisierten Gemeinschaft. Na klar setze ich mich damit auseinander. Und ich kritisiere mit!
  5. Schwierige Frage, ob ich Parteien trotz Verbots weiter unterstützen würde. Ich kanns nicht ausschließen. Möglicherweise wurde die Partei aufgrund von Aktivitäten verboten, die ich verurteile -- dann nicht. Und eigentlich kann ich mir keine Aktivität vorstellen, die ich gutheiße und aufgrund der man eine Partei verbietet. Aber sollte das passieren, dann ja. Wahrscheinlich aber indirekt, durch Aufbau einer neuen Partei :)
  6. Das steht so in der Bibel, nicht? Wie ich dazu stehe? Wenn ein Kerl das tut, soll sie ihm den Schwanz abhacken macht er sich strafbar und auch bei mir unbeliebt. Wenn eine Frau ihren Mann schlägt, übrigens auch -- das wolltet ihr bestimmt auch fragen?
  7. Nein, Einsperren ist nicht zulässig. Übrigens auch das Einschließen von Söhnen nicht -- das wolltet ihr bestimmt auch fragen?
  8. Das ist meistens leider zu wenig. Misshandelte Ehepartner haben leider oft zu wenig Schutz.
  9. Ja, Gleichberechtigung ist ein Fortschritt. Jedoch einer, der schwer staatlich zu verordnen ist. Sollte man sich strafbar machen, weil man die Brille nicht hochklappt oder gerne putzt und kocht? Sicher nicht, Privatleben ist Privatleben. ber man kann von staatlicher Seite für Gleichberechtigung werben, z. B. Lehrer einstellen, die sie vorleben.
  10. Ich denke nicht, dass es Berufe gibt, die einem Geschlecht vorbehalten sein sollten (wobei, die Idee, nur noch m2f-Transsexuelle als Politiker zuzulassen, hat was...). Wichtig ist natürlich Rücksicht auf Schwangerschaften.
  11. Siehe Antwort auf die letzte Frage. Wäre ich ein Kerl, würde mir vielleicht eine Urologin Probleme bereiten, weil ich die auch mit einem männlichen Gynäkologen habe. Bestimmt wolltet ihr auch fragen, bei welchen Berufen ich die Autorität eines Mannes schlecht anerkennen könnte, nicht?
  12. Wenn ich wirklich krank wäre, würde ich mich auch von einem Alien behandeln lassen, danke.
  13. Erwachsenen Kindern sollte man nichts verbieten. Die müssen ihre Fehler selber machen, ich würde mich ärgern, aber Eingreifen geht gar nicht. Übrigens auch, das hört man ja auch oft, wenn der Sohn das Familienunternehmen weiterführen soll und lieber Tänzer werden will. Bestimmt wolltet ihr auch nach solchen Fällen fragen?
  14. Nein, Zwangsheiraten sind nicht mit der Menschenwürde vereinbar. Außer in Romanen von Jane Austen :)
  15. Meine Kinder dürfen Schwimmen, auch die Söhne.
  16. Und auch zu Klassenausflügen.
  17. Ja, das würde ich versuchen zu verhindern, weil diese Stiefel über der Hose, das ist doch grottenhässlich! Aber natürlich würde meine Frau nicht auf mich hören, und zwingen werden ich sie nicht. UNd wenn umgekehrt mein Mann in weißen Socken und Birkenstocks rummrennt, gilt dasselbe (er würde vielleicht aber hören). Bestimmt wolltet ihr auch danach fragen?
  18. Ich lache meinen Mann aus, weil die Lage hoffnungslos ist. Die Tochter hört eh nicht auf ihn.
  19. Ich versuche erstmal, sie zu beruhigen. Dann, sie dazu zu bewegen, Anzeige zu erstatten. Ich möchte dem Täter gerne den Schwanz abhacken, aber das ist zum Glück in einem zivilisierten Land unnötig.
  20. Ich habe meinen Sohn zu Schlagfertigkeit erzogen, also warte ich, bis er von seiner geialen Replik erzählt.
  21. Das Grundgesetz erlaubt sicher den Austritt und Eintritt aus Kirchen und das Leben ohne Religion. Und das sollte es verdammt noch mal auch. Und zwar ohne Strafen. Deswegen bin ich auch gegen die Kirchensteuer; der Staat soll sich da raushalten.
  22. Terrorismus ist kein Mittel der Auseinandersetzung. Ich versuche, sie davon zu überzeugen, und gebe eventuell den Behörden einen Tipp, sollten Menschen in Gefahr sein.
  23. Diese Menschen waren Terroristen, und haben sich vielleicht als Freiheitskämpfer gesehen. Dies ist oft eine Frage der Perspektive, und auch die Taten von Freiheitskämpfern kann man verurteilen; der Zweck heiligt ja nicht die Mittel, right?
  24. Ich verurteile jede Form von Mord.
  25. Sofern die zwei Frauen diese Entscheidung mittragen, habe ich damit kein Problem. Genauso, wenn eine Frau zwei Männer hat, danach wolltet ihr bestimmt auch fragen?
  26. Siehe letzte Antwort.
  27. Idiotische Verschwärungstheorie.
  28. Natürlich ärgere ich mich ein bisschen, das meine Tochter die Stelle nicht bekommen hat. Was tut die Nationalität der erfolgreicheren Bewerberin zur Sache?
  29. Ich frage mich, ob mein Sohn schon länger um seine Homosexualität weiss und sich erst jetzt traut, sich mir gegenüber zu outen; wenn ja, bin ich ein wenig traurig über das mangelnde Vertrauen. Aber ich freue mich über seine Verliebtheit und möchte seinen Freund kennenlernen.
  30. Jeder sollte jedes Amt bkleiben dürfen. Siehe auch Antwort auf die Frage 10.
Dieser Fragebogen diskriminiert nicht nur Muslime, sondern vor allem jede intelligente Person. Hey, wo ist der Ausbürgerungsfragebogen?!

Falsch gelaufen

Das kann nicht der Sinn von Schleichwerbung sein: Wenn ich Werbung für hlx sehe, denke ich an die PARTEI, nicht umgekehrt.

Irgendwas haben die doch falsch gemacht...

Donnerstag, 23. Februar 2006

Alte Säcke

Von den vielen Charaktären, die man an Unis und Forschungseinrichtungen so trifft, mag ich die Alten Säcke am wenigsten. Ich meine jetzt nicht die Senioren, die als Gasthörer an Universitäten auftauchen und den Betrieb mit dämlichen Fragen und Anekdoten lahmlegen. Als Festkörperphysiker musste ich unter diesem Phänomen nämlich nie wirklich leiden. Nein, ich meine die altgedienten Wissenschaftler, die, kurz vor oder lange nach Erreichen des Rentenalters, noch an ihrem Arbeitsplatz kleben.

Ich komme mit den Leuten nicht gut klar. Zum einen, weil ich ohne Großväter aufgewachsen bin und nie so recht weiss, was ich von alten Männern halten soll. Zum anderen, weil sie Umgangsformen haben, die ich verwirrend finde; sie haben eine Art, einem als Frau zu begegnen (inklusive Türenaufhalten!), die ich nicht gewohnt bin. Ich weiss nie, wie ich auf "die alte Schule" reagieren soll.

Vor allem aber finde ich es sehr anstrengend, mich mit Alten Säcken zu unterhalten. Sie haben eine sehr breitgestreute Bildung, sind kulturell interessiert, und sondern zu allem ihre Meinung ab. Sei es zur Bibel ("ein Evangelium der Liebe"), zu Napoleon ("ein großer Mann, der Europa vereinigen wollte und ganz arg missverstanden wird") oder zur politischen Lage ("also ich als moderater Nationalist..."). Diese Meinungen sind selten fundiert, aber die Alten Säcke sind ungemein konservativ und lassen selten von ihren Meinungen ab.

Genausowenig kann man mit den Alten Säcken über Physik reden. Sie haben ihre Vorurteile und dabei bleibt's auch; Diskussionen sind deswegen eigentlich überflüssig, denn Alte Säcke von irgendetwas überzeugen kann man auch nicht. Besonders zum Tragen kommt diese Eigenschaft bei Vorträgen, wo die alten Säcke prinzipiell zur Diskussion nur nicht sehr intelligente Fragen beitragen oder aber endlose Abschweifungen. Also vielleicht doch so ähnlich wie die Seniorstudenten; scheint eine Frage des Alters zu sein...

Ob man auch mal so wird? Ob man das vermeiden kann? Und was macht man dagegen, außer die Herren einfach mit 65 brutal aus den Instituten zu entfernen?

Dienstag, 21. Februar 2006

Das Jane-Austen-Trauma

Die erste Begegnung mit dieser Autorin fand im Englischunterricht statt. Nicht dass man jetzt denken sollte, der wäre derart ambitioniert gewesen, das wir dort Austens Romane lasen. Im Gegenteil. Meine Englischlehrerin in der Oberstufe war zwar Muttersprachlerin, aber enorm unmotiviert, so dass wir viele Stunden damit zubrachten, englische Filme anzusehen. Darunter auch zwei lange Jane-Austen-Verfilmungen, die eine war wohl "sense and sensibility", bei der anderen weiss ich es nicht, und da es in beiden Filmen doch sehr ähnlich zuging (ländliches England, Kostüme, Liebeskram nach Irrungen und Wirrungen) schaffte ich es nicht, beide auseinanderzuhalten. Was mich erstaunlicherweise nicht daran hinderte, eine gute Klausur darüber zu schreiben, aber der Inhalt zählt ja nur zu einem Drittel bei Fremdsprachen-Klausuren.

In jedem Falle stand mein Urteil fest: Jane Austen schrieb Schnulzen. Und sowas las ich nicht.

Nachdem ich aus der Schule raus war und versuchte, mir ein bisschen Bildung anzueignen, stieß ich erstaunt auf die Tatsache, dass Austen keine Heftchenschriftstellerin des 19. Jahrhunderts, sondern eine anerkannte Autorin war. Was natürlich längst kein Grund war, sie zu lesen.

Dann wurde "pride and prejudice" neu verfilmt. Ich sah den Trailer und war irgendwie ganz angetan. Hübsche Hauptdarsteller (männlich wie weiblich) und irgendwie schien die Sache Witz zu haben. In den Film ging ich nicht, aber ich kaufte mir das Buch. Und verliebte mich sehr passend -- wie eine von Austens Figuren nach langer Verleugnung voller Vorurteile. In der Tat war der Roman voller Humor und spitzer gesellschaftskritischer Anmerkungen, und ich fühlte mich wunderbar hineingezogen, um mich mit jedem zu identifizieren (übrigens am meisten mit Mr. Darcy). Es machte Spaß, das Ding zu lesen, auch wenn die Moralvorstellungen natürlich eher dazu angetan waren, entsetzt zu sein und sich zu freuen, was alles erreicht worden war. Man vergisst so leicht, dass es ein riesengroßer Fortschritt ist, dass Frauen heute ihren Lebensunterhalt verdienen können und mit jedem zusammenleben können, den sie mögen.

In jedem Falle hat Jane Austen nun einen Platz in der sehr kleinen Gruppe berühmter Schriftsteller, die ich mag1. Und das Trauma ist überwunden.

1 Zu dieser Gruppe gehört prominenterweise James Joyce, der wiederum für ein Trauma meiner Englischlehrerin verantwortlich ist. Man erwartet ja auch einfach nicht, dass die Schülerin, die man gerade beim Lesen erwischt hat, mit der englischen Ausgabe von Ulysses2 beschäftigt ist.

2 Ja, ich liebe das Buch. Nein, ich habe keine Ahnung davon :-)

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